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Bei 38 Grad im Schatten liegen wir in einem Bach in Slowenien. Es ist den ganzen Tag und die ganze Nacht so heiß, dass wir uns nach jeder Tour erst Mal mit einem Bier in der Hand im Flüsschen neben dem Campingplatz abkühlen müssen. Gleichzeitig denke ich daran, wie wir überhaupt hier her geraten sind. Alles begann im Mai dieses Jahres in Kroatien…


Unsere lang ersehnte Balkan-Tour stand an. Der geneigte Leser weiß, dass wir über Kroatien und Montenegro nach Albanien und in den Kosovo gereist sind. Er weiß aber auch, dass wir bereits am ersten Tag einen technischen Ausfall erleiden mussten, der uns zwang zu zweit weiter zu fahren. Während Chris die Heimreise antreten musste, konnten wir zwar die Tour etwas abgekürzt fortsetzen, aber es war eben nicht das Gleiche wie gewohnt. Es fehlte eben Einer.
Bereits kurz nach unserer Rückkehr reifte daher der Gedanke, nochmal durchzustarten - wenn auch nur für vier Tage. Vor allem weil sich unserer Grillmeister nur schwer von der entfallenen Tour erholte, nahmen wir uns im August ein paar Tage Auszeit. Die Route des Grandes Alpes sind wir erst voriges Jahr gefahren und auf Blechlawinen in den Dolomiten hatten wir erst recht keine Lust. Daher blieb nur ein Ziel: Slowenien - das Land das uns schon so oft zuvor äußerst positiv überrascht und begeistert hat.


Früh am Morgen starten wir also in Richtung Südosten und nehmen bis Salzburg statt der Autobahn die B20 unter die Räder. Die Anreise verläuft um einiges entspannter als auf der völlig überfüllten A9 und der mit Baustellen gespickten A99 und A8. Ab Österreich machen wir dann noch Kilometer gut, indem wir auf die A10 wechseln. Über den Wurzenpass überqueren wir schließlich die Grenze zu Slowenien. Den Namen „Pass“ verdient dieser zwar kaum, aber besser als Autobahn ist der unspektakuläre Übergang trotzdem. Zu unserer Überraschung kommen wir bereits gegen 14 Uhr am Campingplatz Danica an. Völlig entspannt haben wir die 500 Kilometer abspulen können - nie wieder werde ich nach Salzburg die Münchner Route wählen.


Auf dem Campingplatz Danica ist aufgrund Hauptsaison der Teufel los. Aber wir haben zum Glück vorher reserviert und bekommen eine riesige Parzelle zugeteilt. Dort finden nicht nur unsere zwei Zelte und Motorräder Platz, sondern wir haben genügend Freiraum zu unseren Nachbarn. Nachdem wir uns endlich sicher sind, dass das auch der richtige Stellplatz ist, bauen wir unser Lager für die nächsten drei Nächte auf, nicht aber ohne vorher das obligatorische Zeltbier genossen zu haben.


Gerade als wir unsere Einkäufe aus den Koffern räumen, kommt neben uns ein Holländer mit Megazelt auf Anhänger an. Wir kommen ins Gespräch und bemerken, dass es im Supermarkt leider keine Getränke gibt. Kein Problem, erwidert er, er habe immer zwei Kühlschränke dabei, wir können unsere Sachen dort gerne kühlen. Super Sache, denken wir uns. Womit wir aber nicht gerechnet hatten war, dass wir unsere Getränke nicht nur dort lagern dürfen, sondern er eine Kühlbox ausschließlich für uns bereitstellt…ein Hoch auf die Niederlande! Nachdem uns nun ausreichend kühle Verpflegung zur Verfügung steht, können wir beruhigt den Grill anheizen. Besonders erfreulich: ALF macht keine Zicken und wir werden am nächsten Tag die slowenischen Straßen zu dritt unter die Räder nehmen.


Da wir kein Zelt abbauen müssen, starten wir relativ früh am Morgen zu unserer ersten Rundtour. Die Straße nach Krnica ist grundsätzlich völlig überfüllt, ab da läuft es aber dann. Wir wollen uns hauptsächlich im Triglav Nationalpark aufhalten. Über die 907 fahren wir in Richtung Italien. Viel falsch machen kann man im Nationalpark nicht: Die wenigen Straßen, die außen rum führen, sind allesamt sehenswert. Sowohl landschaftlich reizvoll als auch kurvenreich führen die Routen durch Wälder im Mittelgebirgsflair. Wir lassen uns treiben und genießen den Wechsel zwischen Wäldern und Wiesen. Der Verkehr hält sich in Grenzen und so erreichen wir zügig die Auffahrtsrampe zum höchsten befahrbaren Punkt Sloweniens: der Mangartstraße.


Zwar fuhren wir auf dem Weg nach Süden schon oft durch Slowenien, den Mangart konnten wir jedoch bisher noch nicht befahren. Endlich ist es also soweit. Unten muss man erst 5€ Maut entrichten, die sollten sich aber mehr als lohnen. Auf einer engen Straße geht es dann gen Gipfel. Immer wieder fährt man durch unbeleuchtete, enge Tunnel, in denen der Gegenverkehr zum Problem werden kann. Je höher man kommt, desto schmaler und steiler wird die Straße. Nach insgesamt fünf Tunnel lichtet sich schließlich der Wald und vor uns macht sich ein spektakuläres Panorama breit. Oberhalb der Baumgrenze hat man einen hervorragenden Blick in alle Himmelsrichtungen, während sich vor einem der Mangart auftürmt. Imposante Gesteins- und Geröllformationen säumen den Weg und machen die Landschaft noch beeindruckender. Oben auf 2100 Höhenmeter angekommen fährt man eine Schleife in Einbahnregelung. Von mehreren Aussichtspunkten aus hat man einen ungetrübten Blick auf den 2678 Meter hohen Mangartgipfel. Aber auch das 360-Grad-Panorama an sich ist jeden bezahlten Cent wert. Nachdem wir uns x-fach gegenseitig fotografiert haben fahren wir wieder zurück zur Mautstation. Der Mangartsattel ist eine Sackgasse, weshalb eine Umkehr unausweichlich ist. Das stört uns aber keineswegs, denn so können wir die Landschaft doppelt genießen.


Unten angekommen folgen wir dem Fluss Soča (ital.: Insonzo) im gleichnamigen Tal gen Süden. Eine breit und gut ausgebaute Straße führt uns entlang des Flusslaufs. Das Wasser ist vor allem bei Sonnenschein ausgewöhnlich smaragdgrün und klar. Die 203 bis Kobarid ist eine der schönsten Straßen Sloweniens und dient es uns schon oft als alternative Strecke nach Kroatien. Bei Kobarid biegt der Fluss nach Osten ab und wir tun es ihm gleich. Die 102 bis Tolmin ist eine noch besser ausgebaute Kurvenstraße, auf der man das Moped geschmeidig dahingleiten lassen kann.
Kurz nach Tolmin biegen wir Richtung Podbrdo ab und fahren Richtung Campingplatz. Die Straßen wie die Kurven werden wieder enger und die Ortschaften versprühen das typisch slowenische Flair. Beschaulich und mit Blumen geschmückt haben sich die meisten Orte inzwischen herausgeputzt. Alles wirkt irgendwie vertraut und eher westlich, was bei der ersten Slowenienreise durchaus überrascht. Am Abend kommen wir wieder am Campingplatz beim Bohinjsko jezero an und vollführen das übliche Prozedere.


Und da sind wir nun: Im Fluss liegend lassen wir die Eindrücke noch einmal Revue passieren und freuen uns, dass wir doch noch eine Runde zu dritt geschafft haben. Nachdem wir unsere unansehnlichen Körper wieder aus dem Wasser gehievt haben, lassen wir die sternenklare Nacht mit Benzinkochernudeln und Wein ausklingen.


Der nächste Tag steht im Zeichen ganz neuer Wege. Denn den Triglab-Nationalpark und das Soča-Tal kannten wir schon. Weiter Richtung Osten sind wir bisher aber nicht vorgedrungen. Das soll sich heute ändern. Die ersten Kilometer sind wie gewohnt völlig überfüllt mit Autos. Das gibt sich aber als wir Blejski grad passieren. Den Nationalpark und damit Touristenmagneten im Rücken kommen wir bald gut vorwärts. Die wenig befahrene 210 führt uns in wiederum beschaulicher Landschaft Richtung Bad Vellach. Uns fällt auf, wie viele Wiesen es hier noch gibt. Kaum Ackerflächen sind wahrnehmbar, was der Landschaft und dem Auge sehr wohltuend ist. Vor allem im Vergleich zu unserer Heimat, wo außer im Wald beinahe jeder Quadratzentimeter entweder bebaut oder bewirtschaftet ist.


Bad Vellach selbst liegt in Österreich und ist mit einer mit Kehren gespickten Straße gesegnet. Die Kurven machen derart viel Spaß, dass wir sogar unsere Abzweigung Richtung Slowenien übersehen. Wir könnten noch Stunden der 82 Richtung Eisenkappel folgen, aber das ist schlichtweg die falsche Richtung. Um dieselben Kurven bei der Rückfahrt wieder unter die Räder nehmen zu können, fahren wir bewusst noch ein paar Kilometer nach Norden, bis wir endgültig umdrehen müssen. Überraschenderweise zeigt nämlich mein Navi eine Restreisezeit von 9 Stunden an, was einer Ankunft um 22 Uhr Campingplatz entsprechen würde. Wir beschließen, dass das Navi wieder Mal Unrecht hat und folgen der geplanten Route. Auf der 428 Richtung Solčava folgen wir den engen Kurven zuerst Richtung Süden, um dann wieder gen Westen zu steuern. Einige Zeit noch können wir Slowenien so genießen, wie wir es kennen - nämlich bergig mit Wäldern und bunten Wiesen - bevor es etwas langweilig wird. Um schnell Richtung Westen zu gelangen, fahren wir in einer unendlichen Ebene und scheinbar nur geradeaus bis Kranj. Ab da wird es aber wieder umso kurviger. Wir befahren eine der engsten je gesehenen Teerstraßen. Die Landschaft wird wieder bergig und wir haben eine schöne Aussicht, der Straßenzustand lässt allerdings zu wünschen übrig. Zum einen ist der Belag extrem schmierig und zum anderen mit tiefen Bodenwellen und Löchern gespickt. Nicht nur einen Rutscher hat jeder von uns zu verzeichnen. Schleunigst drosseln wir daher die Geschwindigkeit, bevor noch einer einen Abflug macht.


Gegen 19 Uhr kommen wir am Campingplatz an - dem Navi haben wir also zu Recht nicht vertraut. Nach der obligatorischen Baderunde im Fluss glüht wieder der Grill. Wir stellen rückblickend fest, dass auch die zweite Rundtour außerordentlich schöne Abschnitte beinhaltete. Slowenien macht auch außerhalb des Nationalparks eine super Figur. Noch bevor wir wieder die Heimreise antreten überlegen wir, ob wir uns nächstes Mal vielleicht noch den Südosten vornehmen sollten…

 

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