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Der Herbst hat in Bayern sichtbar Einzug gehalten. Wie schon den Sommer genießen wir diesen bei angenehm milden Temperaturen und strahlendem Sonnenschein. Grund genug das Wetter und die in bunt beblätterte Landschaft auszunutzen. Denn der Winter kommt sicher – irgendwann. Eine gemütliche Tagestour führte mich durch Bayern und Böhmen.


Start bei Kelheim: ich komme zwar später los als erwartet, aber die Runde sollte ich trotzdem schaffen. Für die kommenden 339 Kilometer veranschlagt mein Routenplaner ca. 5 ½ Stunden. Bei sonnigen 20 Grad starte ich in die Oberpfalz und zunächst ins Labertal. Entlang der Schwarzen Laber schlängelt sich zwischen schroffen Felsen die Straße bis zum Markt Laaber. Mit seiner Burg könnte man dort schon den ersten Halt machen. Ich war dort aber schon zu oft, um jetzt schon stehen bleiben zu wollen.


Die weiteren Kilometer führen über Kallmünz, Burglengenfeld und Bruck in der Oberpfalz weiter Richtung Bayerischer Wald. Die eben erwähnten Ortschaften sind es auf jeden Fall wert durch den Ortskern zu tuckern oder einen Abstecher in versteckte Seitenstraßen zu wagen. Hier wird man viele Fotomotive finden oder einfach nur Eindrücke aus der südlichen Oberpfalz gewinnen können! Burgruinen sind außerdem eher Standard als die Ausnahme. Wer sich Zeit nimmt, hat also genügend Möglichkeiten sich abseits der Straße mit Besichtigungen zu beschäftigen.


Bei Neukirchen-Balbini wird’s richtig kurvig. Die Straße hat allerdings auch schon bessere Zeiten erlebt. Der ständig neu geflickte Belag trübt die Fahrfreude daher ein wenig. Weiter Richtung Waldmünchen sieht man dann immer höher werdende Ausläufer des Mittelgebirges. Das eigentliche Ziel ist die tschechische Republik, weshalb ich mich gar nicht mehr lange aufhalte und den Grenzübergang anvisiere.


Heutzutage bemerkt man den Grenzverlauf kaum mehr. Lediglich die für die Grenzregion typischen Märkte mit Plagiaten aller Art beweisen die Ankunft im Nachbarland. Die Straßen sind inzwischen fast alle bestens ausgebaut. Auch die Ortschaften haben sich herausgeputzt. Noch vor einigen Jahren machte die erste Ortschaft nach der Grenze –Klenčí – einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Diese Zeiten sind endgültig vorbei. Die Straße sind frisch geteert und die Fassaden neu verputzt und gestrichen. Die wirtschaftliche Aufholjagd der Tschechen scheint in Fahrt gekommen zu sein und sich auch auf die Bevölkerung auszuwirken. Jedenfalls ist von dem tristen Ostblockflair der vergangenen Jahre nicht mehr viel übrig.


Außerhalb der Ortschaften verführt das Nachbarland mit sehr wenig Verkehr und endlos unberührter Natur, durch die sich ein schmales Asphaltband schlängelt. Gerade jetzt im Herbst sind die Alleen und Wälder wegen der allgegenwärtigen, bunten Blätter besonders schön. Man kommt hier schnell ins Träumen und wundert sich etwas, dass nur wenige Kilometer einen derartigen landschaftlichen Unterschied ausmachen können. Bayern ist eben viel dichter besiedelt. Ein Grund, warum ich so gerne in der Tschechischen Republik fahre.


Kulinarisch brauchen sich die Böhmen auch in keinster Weise verstecken. Zu für deutsche Verhältnisse sehr günstigen Preisen gibt es feinste Hausmannskost in vielen Restaurants, die man überall am Straßenrand oder in den Ortschaften findet. Das tschechische Bier ist ohnehin uneingeschränkt empfehlenswert. Unbedingt probieren sollte man die hausgemachte Knoblauchsuppe in dem Lokal „Historická krčma u Meluzíny“ in Domažlice. In mittelalterlicher Kulisse serviert der Wirt den der besten Knoblauchsuppe auch andere bodenständige Speisen. Allein die Einrichtung ist ein Besuch wert. Vom Stroh im Eingangsbereich sollte man sich nicht abschrecken lassen, das gehört zur Einrichtung! Die Stadt Domažlice ist aber auch so einen Besuch wert. Der Ortskern ist gepflegt und lädt zum Kaffeetrinken geradezu ein.


Ab Babilon verläuft die 190 parallel zur Landesgrenze. Die Landschaft wird noch intensiver und unberührter als zuvor. Der schönste Streckenabschnitt der Tour liegt vor uns. Bis Nýrsko ist man fast alleine unterwegs. Auch Ortschaften sind rar gesät und ich genieße die herbstliche Landschaft ohne Touristenstau. Es finden sich immer wieder Seen mit klarem Wasser, in die ich bei noch höheren Temperaturen sofort springen würde. Heute verzichte ich darauf und schlängele mich weiter bis Železná Ruda. Dort biege ich rechts ab und fahre zurück nach Bayern.


Leider macht sich nach Übertritt der Grenze schlagartig der deutsche Ausflugsverkehr im Bayerischen Wald bemerkbar. Für den Arber kann man kaum noch eine Empfehlung aussprechen, da die Straßen derart voll sind, dass ein normales Fahren kaum möglich ist. Auch die Zahl der Motorradfahrer steigt exponentiell an, von denen sich manche offenbar auf einer Rennstrecke glauben. Kranke Überholmanöver beobachte ich nicht selten. Trotz der wunderbaren Landschaft im Bayerischen Wald bin ich froh, als ich den Touristenmagneten verlasse und durch Niederbayern streife.


Über die B85 erreiche ich Falkenstein und schließlich Regensburg. Wer dort noch nicht war, sollte die Stadt unbedingt als Zielort wählen. Die mittelalterliche, gut erhaltene Innenstadt beeindruckt mich immer noch. Hier kann man locker ein paar Tage Städteurlaub machen und abends eine beeindruckend hohe Kneipendichte erleben. Ich fahre jedoch über Kelheim nach Hause. Ein paar Kurven liegen noch vor mir, bis ich spät abends eine absolut empfehlenswerte Herbstrunde abschließe.

 

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